Familienbett reloaded

Unser Kind hat sich in unserem Bett eingenistet. Was als Phase begonnen hat, ist in einen Dauerzustand übergetreten, der sich derzeit allnächtlich wiederholt. Egal, welche gescheiten Ratgebertipps wir befolgen, egal wie häufig wir das Kind zurück in sein Bett beordern.

Wir haben ein Familienbett.

Zugegeben, ich finde schlafende Kinder in meinem Bett weit weniger dramatisch als angenommen. Zuweilen bevorzuge ich dies gegenüber in ihrem Bett schlafenden Kindern mit mir als nichtschlafende Mutter nebendran sitzend. Wenn wir alle gemeinsam schlafen, schlafen wir wenigstens.

Meistens. Also ich. Die Kinder immer. Der Mann auch immer.

Als ich vorgestern Morgen dann um 5.00 Uhr mit je einem Kind im Bett lag. Meine Arme taub vom Gewicht ihrer dem Schlaf ergebenen Körper. Da bereiteten sich aggressive Teilchen analog zu Adrenalin in meinem Blutkreislauf aus. Dermassen, dass ich mich gedrängt fühlte, gleich am selben Abend einen neuen Ratgeber-Massnahmenkatalog zu starten mit dem Motto: Raus aus meinen Federn.

Der damit begann, dass das Kind alleine einschläft (eine gescheite Psychologin sagte nämlich mal: «Wie soll es in der Nacht alleine einschlafen, wenn es am Abend nicht alleine einschlafen muss?» Guter Punkt.), indem ich nachts das Kind konsequent in sein eigenes Bett beförderte und vermied, ebenfalls dort einzuschlafen.

Doch die Nacht war lang, mein Wille schwach. Der Schlaf lockte. Und mit ihm war das Kind um spätestens 4.30 Uhr wieder bei uns im Bett.

Die zweite Nacht. Ein neuer Versuch. Noch war ich entschlossen, dem Familienbett Einhalt zu gebieten und mein Bett für mich alleine zurück zu erobern.

Und irgendwie schien es zu klappen. Als sich Kind 2 um 5.00 Uhr meldete (eine akute Phase, die – würde ich Kind 2 nicht mit in unser Bett nehmen – damit enden würde, dass mein Tag um 5.00 Uhr beginnt). Gerade als ich also Kind 2 in unser Bett verfrachtete, stellte ich verwundert fest, dass Kind 1 für einmal eine ganze Nacht nicht in unserem Bett gelegen ist. «Freaking awesome!!!», dachte ich. Legte Kind 2 hin. Und stellte sogleich ebenfalls verwundert fest, dass dort auch Häsu* (*Lieblingsstofftier Kind 1) lag.

Naaheliegende Frage: Wie kommt Häsu in unser Bett, wenn das Kind 1 nicht darin gelegen hat?

Ebenso naheliegend die Antwort. Denn als ich Häsu zurück in sein angestammtes Bett beförderte (man stelle sich vor, Kind 1 würde aufwachen und Häsu wäre nicht da), da war dieses Bett seltsam leer. Ich hastete zurück in unser Zimmer. Es war, wie ich’s in Erinnerung hatte: Auch zwischen dem Göttergatte und mir war das Bett (abgesehen vom Kind 2) leer.

Wo also war Kind 1 geblieben???

Hastig weckte ich den Göttergatten. Der den Wachheitszustand zu einer solchen Uhrzeit nicht länger als drei Sekunden aufrechterhalten kann. «Das Kind!», rief ich gerade leise genug, um Kind 2 nicht aufzuwecken, «Kind 1 ist weg!!!»

Der Göttergatte brabbelte etwas Unverständliches und drehte sich auf die andere Seite. Ich verzichtete auf derbere Weckaktionen und beschloss, meine Zeit lieber in die Suche von Kind 1 zu investieren.

Ohne Brille und in der Nachtes Schwärze schüttelte ich ein Duvet und Kissen nach dem anderen aus, auf der verzweifelten Suche nach Kind 1, ertastete schliesslich einen Fuss und stellte mir vor, wie das Kind kopfvoran beim Göttergatten unter dem Duvet lag. Ohne Sauerstoff. Panisch riss ich das Kind – wo immer es auch gelegen hatte – hoch.

Es kuschelte sich schlaftrunken an mich. Es lebte. Und es hat mich verarscht. Irgendwann muss es in unser Bett gekrochen sein. Wo es an unsere Füsse gekuschelt weiterschlief, während ich glückselig den Schlaf des Gerechten schlief – in der Annahme, meinen Erziehungsmassnamen würde Folge geleisetet und der Sollzustand sei wieder her gestellt.

Seufzend beförderte ich Kind 1 zu seinem Häsu. Und ging zurück ins reduzierte, aber nach wie vor existente Familienbett (ich verweise auf Kind 2). So schnell, das musste ich mir eingestehen, würde ich die Brut in meinem Bett wohl nicht loskriegen.

 

 

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2 Kommentare zu “Familienbett reloaded

  1. Unsere Grosse (7jährig) findet auch JEDE Nacht den Weg in unser Bett. Oft erwache ich dabei nicht und sie ist Gottseidank eine ruhige Schläferin. Mein Mann findet regelmässig, dass “me öppis sött mache”. Ich bin aber ganz sicher nicht “me”, weil ich weiss haargenau, dass “öppis” mit brutalem Schlafentzug verbunden ist. Und wer will offensichtlich auch nicht der “me”, sein, weil den Worten sind bisher keine Taten gefolgt. Ich möchte auch lieber, dass alle in ihrem Bett schlafen, ohne nur einen Mucks von sich zu geben, aber äbe. Die Realität sieht anders aus und Schlafen ist das erste und wichtigste Gebot, deshalb lasse ich den Dingen seinen Lauf. Und gebe Barbara recht, wahrscheinlich kommt sie urplötzlich nicht mehr und ich werde sie vermissen… 😉

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